Liu Jiakun erhält den Pritzker-Preis 2025 – der chinesische Architekt wird für seinen innovativen Umgang mit Tradition gewürdigt
Liu Jiakun, ein 68-jähriger chinesischer Architekt, wurde als Preisträger des renommierten Pritzker-Preises 2025 bekannt gegeben, der oft als „Nobelpreis der Architektur“ bezeichnet wird. Dies ist ein historischer Moment, da Liu erst der zweite chinesische Architekt ist, der diese Auszeichnung erhält – nach Wang Shu, der 2012 geehrt wurde.
Liu Jiakun, Foto mit freundlicher Genehmigung von The Hyatt Foundation/The Pritzker Architecture Prize
Der Weg zum Erfolg und seine Designphilosophie
Liu Jiakun wurde 1956 in Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan im Südwesten Chinas, geboren. Sein Weg zur Architektur war unkonventionell – zunächst studierte er Ingenieurwissenschaften und arbeitete später als Redakteur und Schriftsteller. Erst in den 1990er Jahren wandte er sich der Architektur zu und gründete 1999 sein eigenes Studio, Jiakun Architects.
Die Jury des Pritzker-Preises würdigte Liu für seinen einzigartigen Ansatz, der lokale Tradition mit Innovation verbindet, sowie für die Verwendung lokaler Materialien und Bautechniken. In ihrer Begründung betonten sie, dass seine Arbeiten „ein tiefes Verständnis für Materialien, Respekt für das Handwerk und Sensibilität für den sozialen Kontext“ aufweisen.
„Liu Jiakun schafft eine Architektur, die sowohl in der chinesischen Tradition verwurzelt ist als auch auf zeitgenössische Herausforderungen reagiert“, erklärte die Jury. „Seine Gebäude sind zugleich praktisch, ästhetisch ansprechend und bedeutungsvoll.“
Der Architekt selbst hat mehrfach betont, dass sein Ziel darin besteht, „Architektur zu schaffen, die den Menschen dient“. Er glaubt an eine Gestaltung, die die lokalen Gegebenheiten, die Kultur und die Gemeinschaft respektiert. „Architektur sollte wie Akupunktur für eine Stadt sein – präzise, zielgerichtet und an den Stellen lindernd, wo es nötig ist“, sagte Liu in einem Interview.
Foto mit freundlicher Genehmigung von Arch-Exist
Die bedeutendsten Werke des Preisträgers
Zu den bekanntesten Projekten von Liu Jiakun gehört das Sichuan Erdbeben-Gedenkmuseum, das nach dem verheerenden Erdbeben von 2008 errichtet wurde, bei dem über 80.000 Menschen ums Leben kamen. Das Gebäude, das in nur einem Jahr fertiggestellt wurde, kombiniert moderne Bauweise mit traditionellen Materialien und Techniken.
Das 2.300 Quadratmeter große Museum wurde aus Ziegeln errichtet, die aus den Trümmern des Erdbebens gewonnen wurden, was ihm eine besondere symbolische Bedeutung verleiht. Sein Design zeichnet sich durch eine einfache, aber ausdrucksstarke Geometrie aus – eine lange, niedrige Struktur mit einem offenen Innenhof in der Mitte. Das Gebäude dient nicht nur als Gedenkstätte, sondern auch als Raum für Reflexion und Heilung der betroffenen Gemeinschaft.
Ein weiteres bedeutendes Projekt von Liu ist das West Village Art Center in Chengdu – ein 2010 erbauter Kulturkomplex mit Kunstgalerien, Werkstätten und Cafés. Das 6.000 Quadratmeter große Gebäude wurde als eine Reihe verbundener Pavillons um einen zentralen Innenhof herum konzipiert, inspiriert von der traditionellen chinesischen Architektur. Dabei wurden lokale Materialien wie Bambus und Ziegel verwendet, um eine moderne und dennoch in der Tradition verwurzelte Umgebung zu schaffen.
2018 entwarf Liu zudem den temporären Serpentine Gallery Pavilion in London – eine leichte, modulare Konstruktion, inspiriert von der traditionellen chinesischen Bautechnik „vier Ecken auf dem Boden ruhend“ (si-fang-ting). Der 23 x 18 Meter große Pavillon wurde aus Glasfaserpaneelen und Stahl gefertigt und bildet eine dynamische, lichtdurchlässige Struktur.
Foto mit freundlicher Genehmigung von Jiakun Architects
Einfluss auf die zeitgenössische Architektur und die Bedeutung der Auszeichnung
Der Pritzker-Preis wird seit 1979 jährlich von der Hyatt Foundation verliehen, und unter den Preisträgern befinden sich Architekturikonen wie Frank Gehry, Zaha Hadid und Renzo Piano. Die Auszeichnung ist nicht nur prestigeträchtig, sondern mit einem Preisgeld von 100.000 US-Dollar verbunden.
Die Wahl von Liu Jiakun hat eine besondere Bedeutung im Kontext globaler Entwicklungen in der Architektur. In Zeiten, in denen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung immer wichtiger werden, gewinnt sein Ansatz – basierend auf lokalen Materialien, traditionellen Techniken und sozialem Engagement – zunehmend an Relevanz.
„In einer Ära globaler klimatischer und sozialer Herausforderungen erinnert uns Lius Arbeit daran, dass Architektur in ihrem Kontext verwurzelt sein muss, aber gleichzeitig in die Zukunft blicken sollte“, betonte die Jury.
Der chinesische Architekt kommentierte seine Auszeichnung mit den Worten: „Dieser Preis ist nicht nur eine Anerkennung meiner Arbeit, sondern auch eine Würdigung der reichen architektonischen Tradition Chinas und all jener Architekten, die mit Respekt für den lokalen Kontext und die Gemeinschaft gestalten.“
Die Preisverleihung wird im Mai 2025 stattfinden.
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